Mannheimer Braukunst in der Krise
Die traditionsreiche Eichbaum-Brauerei aus Mannheim steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Nach mehr als 340 Jahren Unternehmensgeschichte hat die Geschäftsführung die Belegschaft am Dienstag über eine geplante Insolvenz in Eigenverwaltung informiert. Betroffen sind rund 300 Mitarbeiter, deren Zukunft nun ungewiss ist. Ziel der Eigenverwaltung sei es, den Standort zu erhalten und das Unternehmen eigenständig zu restrukturieren.

Verkauf von Karamalz brachte keine Wende
Erst wenige Tage vor Bekanntgabe der Insolvenz hatte Eichbaum seine bekannte Marke „Karamalz“ an die Brauerei Veltins verkauft. Die Einnahmen aus diesem Deal sollten eigentlich dringend benötigte Liquidität schaffen, reichten jedoch nicht aus, um die finanzielle Schieflage zu stabilisieren. Branchenkenner kritisieren, der Verkauf sei „zu spät gekommen“, um die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Damit verpuffte ein letzter Rettungsversuch, der die Traditionsmarke in eine neue Ära führen sollte.
Mitarbeiter fordern Transparenz und Perspektive
Auf einer internen Betriebsversammlung blieb die Geschäftsführung der Belegschaft fern – weder Inhaber Andreas Hiby-Durst noch Technikchef Markus Lopsien nahmen laut übereinstimmenden Berichten teil. Diese Entscheidung sorgte für Unmut und Verunsicherung.
Der Betriebsrat reagierte mit deutlichen Worten: „Wir sehen weiterhin Chancen für eine Rettung“, betonte Sprecher Georg Dohr gegenüber dem SWR. Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) stellte sich geschlossen hinter die Beschäftigten. Man glaube an die Zukunft des Standorts, vor allem wegen des starken Engagements der Belegschaft. Gleichzeitig forderte die NGG „volle Transparenz und ehrliche Kooperation seitens der Unternehmensleitung“.
Einseitige Maßnahmen, so die Gewerkschaft, dürften „nicht auf Kosten der Beschäftigten“ getroffen werden. Vorrang müsse der Erhalt der Arbeitsplätze haben – auch als Signal an andere mittelständische Betriebe der Branche.
Kritik wegen Russland-Geschäften
Bereits in den vergangenen Jahren war die Mannheimer Brauerei in die Schlagzeilen geraten. Während zahlreiche Unternehmen nach Beginn des russischen Angriffskriegs ihre Geschäftsbeziehungen zu Russland beendeten, setzte Eichbaum die Bierexporte nach Russland zunächst fort. Diese Entscheidung stieß auf breite Kritik und schadete dem Ansehen des Unternehmens. Erst durch neue Einfuhrbeschränkungen der EU kam der Export weitgehend zum Erliegen – ein weiterer Rückschlag in ohnehin schwierigen Zeiten.
Insider sehen darin einen zusätzlichen Faktor, der die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmens belastete und mögliche Investoren abschreckte.
Zukunft ungewiss, Hoffnung bleibt
Die Zukunft der Brauerei hängt nun entscheidend von der Umsetzung der geplanten Eigenverwaltung ab. Diese erlaubt es dem Unternehmen, sich unter Aufsicht eines Insolvenzverwalters selbst zu sanieren und gegebenenfalls neue Investoren einzubinden. Die Chancen auf einen erfolgreichen Neustart hängen nicht zuletzt vom Vertrauen der Gläubiger, der Stadt Mannheim und möglicher Partner aus der Branche ab.
Trotz der schwierigen Lage herrscht in Teilen der Belegschaft vorsichtiger Optimismus. Viele Mitarbeiter sehen in der langen Geschichte und regionalen Verwurzelung von Eichbaum eine Grundlage für einen Neubeginn. Die Marke steht seit Jahrhunderten für Mannheimer Brautradition – ein Wert, der auch in Krisenzeiten nicht verloren geht.
