Der Sportwagenbauer Porsche erlebt eine der schwersten finanziellen Phasen seiner jüngeren Geschichte. Nach einem Jahrzehnt stetigen Wachstums sind die Zahlen nun tiefrot. Der Gewinn nach Steuern sank um 95,9 Prozent auf lediglich 114 Millionen Euro – ein dramatischer Rückgang, der die Luxusmarke in den Krisenmodus zwingt.

Von Juli bis September verzeichnete Porsche sogar rote Zahlen: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei minus 966 Millionen Euro, nachdem im Vorjahresquartal noch 974 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet worden waren.
Milliardenkosten durch Kurswechsel beim Antrieb
Ursache der Finanzmisere ist vor allem der strategische Richtungswechsel im Management. Unter der Leitung von Noch-Porsche-Chef Oliver Blume (57) hat der Konzern seine Elektroziele deutlich zurückgefahren. Die ehrgeizigen Pläne für eine eigene Batteriefertigung wurden gestrichen, ebenso die Markteinführung neuer E-Modelle verschoben.
Der Konzern entschied sich stattdessen, die Verbrenner-Modelle länger im Programm zu halten – eine Entscheidung, die laut Insidern Milliarden Euro an Umrüstungskosten verursachte.
Der operative Gewinn sank dadurch in den ersten neun Monaten auf nur noch 40 Millionen Euro, was einem Rückgang um 99 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Umsatz ging gleichzeitig um sechs Prozent auf 26,9 Milliarden Euro zurück.
Management verteidigt Neuausrichtung
Trotz der drastischen Verluste hält das Management an seiner Strategie fest. Finanzvorstand Jochen Breckner erklärte:
„Wir nehmen bewusst vorübergehend schwächere Finanzkennzahlen in Kauf, um langfristig Porsches Resilienz und Profitabilität zu stärken.“
Das Unternehmen wolle seine Wettbewerbsfähigkeit im Luxussegment sichern und die Technologieausrichtung neu strukturieren.
In Branchenkreisen heißt es jedoch, dass der Konzern die Kosten für Forschung, Entwicklung und Umrüstung unterschätzt habe. Zudem hätten die US-Strafzölle und steigende Materialpreise die finanzielle Lage weiter verschärft.
Vom Erfolgsmodell zum Sanierungsfall
Noch vor wenigen Jahren galt Porsche als Erfolgsgarant im VW-Konzern. Mit Rekordgewinnen und einem Markenimage, das weltweit für Exklusivität stand, schien der Höhenflug unaufhaltsam. Nun muss der Sportwagenhersteller tiefgreifende Einschnitte verkraften.
Die Verzögerungen im Elektrogeschäft, die US-Zölle auf europäische Luxusfahrzeuge sowie Probleme im Tagesgeschäft haben die Dynamik des Unternehmens spürbar gebremst.
Analysten sprechen von einer Zäsur, die den Übergang von einem Wachstumsunternehmen zu einem Sanierungsfall markiert. Besonders kritisch: Die Neuausrichtung kommt in einer Phase, in der der weltweite Markt für Elektromobilität an Fahrt gewinnt – und Porsche den Anschluss nicht verlieren darf.
Sparprogramme und Stellenabbau geplant
Als Reaktion auf die Verluste kündigte das Management umfangreiche Sparmaßnahmen an. Bis 2029 sollen in der Region Stuttgart rund 1900 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Zudem laufen die Verträge von rund 2000 befristeten Mitarbeitern aus.
Ein weiteres Kostensenkungsprogramm befindet sich laut Unternehmenskreisen in Vorbereitung. Derzeit verhandelt die Konzernleitung mit dem Betriebsrat über konkrete Schritte.
Nach Informationen aus Unternehmenskreisen könnten dabei weitere Stellenstreichungen und sogar die bisherige Jobsicherung zur Debatte stehen. Die Gewerkschaft IG Metall kritisierte das Vorgehen scharf:
„Das Werk in Schwabmünchen zeigt, wie viel Innovationskraft und Engagement in den Beschäftigten steckt – sie jetzt im Stich zu lassen, ist ein Fehler.“
Porsche zwischen Tradition und Transformation
Trotz des Rückschlags bleibt der Name Porsche ein Synonym für technische Exzellenz. Doch der Weg in die Zukunft erfordert einen Balanceakt zwischen Tradition und Transformation.
Die Verlängerung der Verbrennerära mag kurzfristig die Umsätze stabilisieren, langfristig aber entscheidet der Erfolg der elektrischen Modellpalette über die Position des Unternehmens im globalen Wettbewerb.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob Porsche die Wende schafft – oder ob die Krise tiefer greift, als das Management derzeit einräumt.
