Neue EU-Regeln verändern den Führerschein und Verkehrsrecht

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vor 2 Stunden

Digitaler Führerschein soll europaweit Standard werden

Ab 2030 wird der Führerschein in der Europäischen Union voraussichtlich digital. Das sieht ein umfassendes Reformpaket vor, das das Europäische Parlament auf den Weg gebracht hat. Künftig soll der Führerschein europaweit über das Smartphone abrufbar sein. Wer die traditionelle Plastikkarte bevorzugt, kann sie weiterhin zusätzlich beantragen – beide Varianten behalten denselben rechtlichen Status. Ziel der Maßnahme ist es, Verwaltung zu vereinfachen und Fälschungssicherheit zu erhöhen. Österreich nutzt bereits ein solches Modell, das als Vorbild für die gesamte EU dient.

EU-weite Fahrverbote für schwere Verkehrsdelikte

Eine der wichtigsten Neuerungen betrifft Fahrverbote. Wer künftig in einem EU-Mitgliedsstaat wegen schwerer Verkehrsverstöße auffällt – etwa durch Trunkenheit am Steuer, Drogenkonsum, tödliche Unfälle oder extremes Rasen –, soll sein Fahrverbot in allen EU-Ländern einhalten müssen. Das ausstellende Land wird das Verbot an alle anderen Mitgliedsstaaten übermitteln, wodurch Verkehrssünder nicht länger von nationalen Grenzen profitieren können. Damit soll die Verkehrssicherheit europaweit gestärkt und Rechtslücken geschlossen werden.

Früher ans Steuer: Begleitetes Fahren und Berufszugang

Auch für junge Fahrer bringt die Reform Veränderungen. Das begleitete Fahren, das bisher nur in einigen Ländern erlaubt war, wird künftig europaweit eingeführt. Jugendliche sollen dadurch früher Fahrpraxis sammeln – auch im Ausland während Urlaubsaufenthalten.

Für Berufskraftfahrer werden die Altersgrenzen gesenkt: Der Lkw-Führerschein soll künftig ab 18 Jahren möglich sein (statt bisher 21), der Busführerschein ab 21 Jahren (bisher 24). Nach Ansicht der EU-Kommission soll dies helfen, den Fahrermangel im Güter- und Personenverkehr zu verringern, der sich in vielen Mitgliedsstaaten verschärft hat.

Neue Lehrinhalte für Fahrschulen zur Erhöhung der Sicherheit

Künftige Fahranfänger sollen umfassender auf den Straßenverkehr vorbereitet werden. Fahrschulen in allen EU-Staaten werden verpflichtet, Unterrichtseinheiten zu Themen wie Ablenkung durch Mobiltelefone, tote Winkel und dem sicheren Umgang mit Fußgängern und Radfahrern in ihre Lehrpläne aufzunehmen. Die EU will damit die Sensibilität für Risikosituationen erhöhen und die Zahl schwerer Unfälle langfristig senken.

Diese Maßnahmen sind Teil des europäischen Verkehrssicherheitspakets, das darauf abzielt, die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Im Jahr 2024 verloren rund 19.940 Menschen ihr Leben im Straßenverkehr der EU – ein Rückgang von etwa 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Mehr Freiheiten für Wohnmobilfahrer

Besonders Besitzer von Wohnmobilen dürften von der Reform profitieren. Wer die Führerscheinklasse B besitzt, darf künftig Fahrzeuge bis zu 4,25 Tonnen steuern – vorausgesetzt, eine zusätzliche Schulung oder Prüfung wurde absolviert. Damit reagiert die EU auf den Boom des Caravan-Tourismus und die steigende Nachfrage nach größeren Freizeitfahrzeugen. Ob darüber hinaus spezielle nationale Vorschriften gelten, entscheidet jedes Land selbst.

Der ADAC geht davon aus, dass sich in Deutschland zunächst wenig ändern wird, da die Umsetzung einzelstaatlich geregelt bleibt. Eine Pflicht zu regelmäßigen Gesundheitschecks ab einem bestimmten Alter ist ebenfalls nicht vorgesehen – auch hier dürfen die Mitgliedsstaaten selbst entscheiden.

Einheitliches Ziel: Weniger Tote und mehr Verkehrssicherheit

Mit den neuen Bestimmungen verfolgt die EU-Kommission ein langfristiges Ziel: Die Zahl der Verkehrstoten soll bis 2030 halbiert und perspektivisch auf null gesenkt werden. Durch digitale Führerscheine, vereinheitlichte Sanktionen und modernisierte Ausbildungsmethoden soll das Fahren innerhalb der Union sicherer und transparenter werden.

Die Reformen markieren den größten Umbau des europäischen Führerscheinrechts seit Jahrzehnten und stehen für einen weiteren Schritt in Richtung eines harmonisierten europäischen Verkehrsraums, in dem Mobilität, Sicherheit und Technologie enger miteinander verknüpft sind.

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